“Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust”. Dieses berühmte Zitat aus Goethes Drama Faust verfolgt wohl jeden chronisch kranken Menschen. Das Zitat von Gothe bezieht sich auf ein Dilemma, welches jeder richtig gut kennt. Die Situation, dass eine Sache sowohl Gutes als auch Schlechtes beinhalten mag. Egal für was ich mich entscheide, ich bekomme immer etwas Gutes UND etwas Schlechtes.
Dieses Beispiel passt, wie ich finde, sehr gut zum Thema Medikamente. Ich mag Medikamente nicht. Zum einen, weil es reine Chemie ist, die ich meinem Körper zuführe und zum zweiten, weil Medikamente so gut wie nie die Ursache bekämpfen, sondern immer nur die sich zeigenden Symptome. Das wäre also das Schlechte an den Medikamenten. Aber was ist das Gute? Mich schützen die Medikamente die ich täglich einnehmen muss. Sie schützen mich vor lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen indem sie meinen Herzschlag etwas beruhigen. Sie schützen mich vor dem nächsten Aderverschluss durch meine Arteriosklerose, indem sie mein Blut verdünnen. Sie schützen mich somit vor einem weiteren Herzinfarkt oder einem Schlaganfall.
Goethes Faust |
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„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen.“Goethes Faust I in Kapitel geordnet: http://sciencesoft.at/book/book?book=Faust1&lang=de |
Die Cholesterinsenker schützen meine Adern vor weiteren Ablagerungen. Eingenommenes Kalium schützet mich vor einem Kaliummangel, welcher wiederum zu Herzrhythmusstörungen und Adernverkalkung führen kann. Ebenso schützen die Betablocker mein Herz, was übrigens für mich als Sportler ein extrem wichtiger Schutz vor dem nächsten Herzinfarkt ist. Der eingenommene Betablocker wirkt beim Sport wie ein eingebauter Drehzahlbegrenzer.
Wassertabletten |
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Bei einer Herzinsuffizient steigert der Körper seine Herzleistung durch die Vergrößerung des Wasserbestandes. Dies führt, je nach Seite der Herzschwäche, zu Wassereinlagerungen in den Beinen (Schwäche der rechten Herzseite) oder aber zu Wassereinlagerungen in den Lungen (Schwäche der linken Herzseite). Schleifendiuretika wirken nun dahingehend, dass sie dem Körper helfen das als Ödem eingelagerte Wasser wieder loszuwerden. Dabei werden jedoch mit dem Wasser auch Mineralstoffe, wie z.B. Kalium ausgeschieden. Da ein Kaliumhaushalt jedoch für das Herz wichtig ist, benötigt der Patient nun ein weiteres Medikament (Kalium) und die Auswirkungen des ersten Medikaments (Schleifendiuretika) aufzufangen. Ein Teufelskreis. |
Wenn ich dann zu meiner Routine mit den Medikamenten, Blutdruck- und Blutzuckermessungen komme, werde ich ja schon wieder daran erinnert, dass ich krank bin. Ich habe mir das Thema Medikamente und Messungen deshalb zu einem Selbstverständnis gemacht.
Man stelle sich einmal folgende Hypothese vor:
Die Uni-Klinik ruft an und der Kardiologe erzählt: „Es gibt da eine Studie, da würde ich sie gerne reinbringen. Die Studie untersucht die Auswirkungen von sportlicher Aktivität auf den Blutzuckerspiegel bei Herzkranken mit Betablocker Medikation. Wenn sie Lust dazu hätten, geben sie mir doch mal gerade ihren Nüchternzucker?“. Ich würde nun antworten „Den kenn ich nicht, weil ich nicht gemessen habe“. Daraufhin sagt der Kardiologe „Ne, dann lassen sie mal, wenn sie den Zucker nicht regelmäßig messen, geht das nicht mit der Studie“.
So wie ich meine Medikamente eigentlich nicht nehmen will, möchte ich sie jedoch nehmen, da sie mir lebenswichtigen Schutz bieten. Diesen Konflikt trage ich jedoch nicht nur täglich bei meinen Medikamenten aus, er ereilt mich jeden Morgen aufs Neue, bei meiner morgendlichen Routine.
Hierzu zählen neben der Einnahme meiner Medikamente, auch das Blutdruckmessen sowie das Bestimmen des nüchternen Blutzuckerwertes. Lästige Routine, jeden Morgen. Macht keinen Spaß.
Das Schwierige daran ist, dass ich jeden Morgen als erstes, direkt nach dem Aufstehen, mit meiner Erkrankung konfrontiert werde. Das erste Mal am Morgen zeigt mir der Blick in den Spiegel, durch die Ansicht meiner Brustnarbe, dass ich herzkrank bin. Das habe ich aufgefangen, indem ich mir ein Symbol als Herrenkette ungehängt habe. Ich trage ein Amulett mit einem Triathlonzeichen (Schwimmen, Radfahren, Laufen) jeden Tag um den Hals. Dieses Amulett steht für meine Kraft, dass ich trotz Herzerkrankung noch alles schaffen kann.
Kalium |
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Kalium ist für eine gesunde Herztätigkeit von hoher Bedeutung. Bei Kaliummangel steigt die Wahrscheinlichkeit, an Herzrhythmusstörungen oder Arterienverkalkung zu erkranken. Deshalb sollten vor allem Menschen mit Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Nierenpatienten auf eine ausgewogene Kaliumversorgung achten. Ein Mangel von Kalium verändert die Herzzellmembran so, dass die elektrische Leitfähigkeit beeinträchtigt ist, damit entstehen dann gefährliche Rhythmusbeschwerden. Darüber hinaus stört Kalium den Elektrolythaushalt der Körperzellen und begünstigt damit die Verkalkung der Arterien sowie Durchblutungsstörungen. |
Ich weiß, dass meine Hypothese keine hohe Wahrscheinlichkeit hat, obwohl es jedoch tatsächlich solche Studien gibt. Nichts destotrotz, würde diese Hypothese wahr werden, dann würde ich die Chance an dieser Studie teilnehmen zu können, verpassen. Das Verpassen von Chancen ist nun aber mal gar nicht mein Ding, das überlasse ich gerne Anderen.
So ist es mir, in meiner frühen Karriere als Herzkranker, tatsächlich schon einmal passiert, dass ich beim Sport merkte, dass ich meine Medikamente nicht genommen, sondern vergessen hatte sie einzunehmen. In diesem Fall kann ich sofort die Intensität der Sporteinheit reduzieren, da die für mich wichtige Schutzfunktion der Medikamente nun nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. In einer solchen Situation, darf ich mich auf keinen Fall sportlich ausbelasten.
Auch hier überlasse ich solche Unachtsamkeiten lieber Anderen und sorge dafür, dass, der der seine Medikamente nicht vergessen hat, ich bin. Damit fühle ich mich deutlich besser UND habe ab sofort eine wichtigen morgendliche Routine.
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